Bericht von Holger Ernst
„„Der große Showdown“
Zu unserem letzten Spiel in der Saison 2018/19 mussten wir nur Pascal ersetzen – sein Bruder Patrick stellte sich der unangenehmen Aufgabe, denn heute ging es schließlich um den Verbleib in der Bezirksklasse. Hämelerwald kam wie erwartet in einer starken Besetzung, allerdings fehlten die beiden nachgemeldeten Jens Steven (1847)und Barbara Michalek (1704). So hoffte ich trotzdem auf ein 4:4, welches beiden Mannschaften ihre Saisonziele erreichen lassen würde.
Der Mannschaftsführer ging mit gutem Beispiel voran und holte relativ schnell den ersten Punkt, nachdem sein Gegner eine Bauerngabel zuließ. Reinhard hatte parallel ein ausgeglichenes Endspiel auf dem Brett und einigte sich auf ein Remis. 1,5:0,5
Ein Blick in die Runde gab meiner Hoffnung weitere Nahrung: Jürgen hatte sich den Vorteil einer Leichtfigur verschafft, Patrick einen starken Königsangriff und auch Kevin spielte schon mit einer Mehrqualität. Kati wickelte in ein Endspiel gegen das Läuferpaar und einen Mehrbauern ab – hier sollte noch lange gespielt werden. Jens versuchte einen Königsangriff, allerdings auf Kosten der Bauern am Damenflügel. Roberts Partie war ziemlich unklar, aber ich vertraute auf seine Rechenkünste.
Jürgen verwertete schließlich seinen Figurenvorteil in einen vollen Punkt und somit hatten wir schon 2,5 Punkte. Es sah alles nach Klassenerhalt aus.
Patrick wollte den Gegner richtig unter Druck setzen und suchte die Entscheidung. Doch sein Angriff schlug nicht durch und er sah sich auf einmal in der Defensive. Er versuchte sich noch gut zu verteidigen, allerdings machte es Benjamin Bank (1134) wirklich klasse.
Jens hatte an Brett 7 gegen Marius Göcke (1460) ein Einsehen und gab auf – die 3 Mehrbauern am Damenflügel waren langfristig nicht aufzuhalten.
Ein Blick rüber zu Robert verbesserte meine Laune allerdings wieder – er hatte inzwischen eine Qualität gewonnen, allerdings spielte sein Gegner noch mit Dame, Turm und Springer, welcher schon sehr aktiv stand. Robert suchte nach einem für ihn günstigen Abtausch und hoffte auf ein Endspiel, in welchem seine Qualität sich durchsetzen würde. Doch Karl-Heinz Dins (1774) setzte Roberts offenem König immer mehr zu und stellte ihn schließlich auf der b-Linie. Robert musste die Dame geben und gab sofort auf. 2,5:2,5
Das Spiel kippte. Auch Patrick sah sich inzwischen einem Freibauern ausgesetzt und musste eine Figur geben. Da er vorher auch noch eine Qualität gegeben hatte, als er die „falsche“ Figur setzte, war das Ergebnis absehbar. Er spielte noch einige Züge, aber die Partie war verloren. 2,5:3,5
Tja, so ist Schach. Unsere gute Ausgangsbasis war auf einmal dahin und ich musste erst mal einige tröstende Worte für Patrick und Robert finden.
Inzwischen war nämlich klar, dass auch Katis Kampf gegen Klaus-Peter Scheibe (1930) bald vorbei sein würde. Damit war klar, dass wir nicht mehr auf 4 Brettpunkte kommen konnten und nun hieß es hoffen. Kevin spielte immer noch auf den vollen Punkt, denn es gab Konstellationen, in denen auch die Brettpunkte noch wichtig sein konnten.
Unsere einzige Chance bestand jetzt noch aus „Schützenhilfe“ aus Anderten und Calenberg. Wenn beide gewinnen würden, hätten wir den Klassenerhalt doch noch geschafft. Fiebernd schaute ich auf die Seite vom Schachbezirk nach Ergebnissen. Nach dem gefühlten „hundertsten aktualisieren“ die erste gute Nachricht. Anderten hatte bei Eystrup gewonnen. Nun hing alles an dem Ergebnis aus der Partie Laatzen 2 – Calenberg. Die Minuten vergingen und schließlich stand dort ein Ergebnis: Calenberg hatte tatsächlich mit 6-2 in Laatzen gewonnen. Unser Klassenerhalt war perfekt. Schnell rannte ich nach oben um Kevin die frohe Botschaft mitzuteilen. Man einigte sich auf ein friedliches Remis und somit verloren wir zwar 3-5, aber profitierten von den Ergebnissen der anderen Schauplätze.
Jubel kam auf und viele Umarmungen folgten. Gerade den Spielern, die in Ihren Partien eine Achterbahnfahrt hinter sich hatten standen die Tränen in den Augen, denn sie hatten schon befürchtet, dass ein möglicher Abstieg mit Ihrer Person verbunden sein würde. Somit hielten wir zum zweiten Mal in Folge die Klasse in der mit drei Absteigern überaus schweren Bezirksklasse. Nun können wir beruhigt die neue Saison planen und uns auf ein weiteres Jahr Bezirksklasse freuen. Doch so ein Saisonfinale brauche ich persönlich nicht wieder – selten war ein letzter Spieltag wohl so emotional.
Vielen Dank an alle Mitstreiter aus meiner Mannschaft, aber auch an alle „Nachrücker“ aus der dritten. Ohne euch hätten wir unser Ziel wohl nicht erreicht. Herausragend sind sicherlich die Leistungen von Jürgen (6,5/9) und auch von Kevin, der sich häufig weitaus stärkeren Gegnern ausgesetzt sah und trotzdem mit 2,5/7 eine starke Bilanz holte. Auch Kati war sich nach einem Jahr Pause nie zu schade sich an das erste Brett zu setzen und gegen um 170 DWZ stärkere Gegner alles zu geben. Klasse Kati. Ein Wort noch zu Robert. Seine Bilanz ist mit 50% sicherlich nicht herausragend, wenn man aber sieht, dass er in 3 von 4 verlorenen Partien klar besser stand, dann weiß man, welches Potenzial er hat. Hier ist er noch lange nicht am Ende, denn aus jeder Niederlage lernt man etwas dazu. Wenn er diese kleinen Fehler noch abstellt, kann sich die erste Mannschaft auf einen starken Neuzugang freuen.
Danke also noch einmal an alle, die beim Klassenerhalt mitgeholfen haben. Ich freue mich schon auf die nächste Saison.